Von Albert Schweitzer ist das bekannte Wort von der »Ehrfurcht vor dem Leben« geprägt worden, das – würde es konsequent auf den Menschen angewandt – verhindern würde, dass es weltweit jährlich 80 Millionen Abtreibungen gibt. Schweitzer zog den Bogen jedoch weiter und versuchte, nie auf ein Insekt im Urwald zu treten. Im Hinduismus darf ebenso grundsätzlich kein Tier getötet werden, weil man glaubt, ein Mensch könne nach seinem irdischen Tod in irgendeinem beliebigen Tier weiterleben. In Konsequenz daraus gibt es in Indien achtmal so viel Ratten wie Menschen. Der Nahrungsbedarf dieser Ratten wird zum unlösbaren Problem; der angerichtete Schaden ist unbeschreiblich. Das biblische Gebot »Du sollst nicht töten« (2Mo 20,13) bezieht sich ausschließlich auf den Menschen. Für die Tiere gilt dieses Gebot nicht, denn sie sind dem Menschen ausdrücklich als Nahrung erlaubt (1Mo 9,3). Auch die Verschärfung des Tötungsverbots durch Jesus in der Bergpredigt (Mt 5,21-26) wird keinesfalls auf die Tierwelt ausgedehnt.
Die meisten Krankheiten werden durch Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Parasiten) verursacht. Wenn Jesus alle Krankheit heilte (Mt 4,23), dann tötete er damit auch diese den Menschen bedrohenden und schädlichen Lebewesen. Wir zeichnen ein falsches Bild von Jesus Christus, wenn wir ihm eine unrealistische Einschätzung dieser gefallenen Schöpfung unterstellen. Zerstörerischen Mächten wie Wind und Wellen (Mt 8,27), Krankheit und Tod (Mt 8,3; Joh 11,43-44), Dämonen und bösen Geistern (Lk 11,14) gebietet er in seiner Vollmacht. Jesus kam als Sohn Gottes und zugleich als Mensch zu uns. Er »ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden« (Phil 2,7), d. h., er war damit allen Situationen ausgeliefert wie jeder andere Mensch und somit auch der Plage von Moskitos, Mücken, Bremsen und Fliegen. Die Bibel berichtet nirgends explizit, wie er damit umgegangen ist. Aus dem oben Gesagten können wir dennoch annehmen, dass er sie sowohl verjagt als auch getötet hat.